Ein Rechtsstreit in den USA kommt den Versicherungskonzern Allianz teuer zu stehen.
Der Dax-Konzern legte für Vergleiche mit Großanlegern seiner Tochter Allianz Global Investors (AGI) und mit Blick auf Gespräche mit US-Behörden 3,7 Milliarden Euro zurück, wie er am Donnerstagabend in München mitteilte.
Allerdings rechnet der Vorstand mit weiteren Belastungen, bevor die Angelegenheit komplett abgeschlossen ist. Wann es dazu kommt, wagte er nicht vorherzusagen.
Unter dem Strich verdiente Allianz im abgelaufenen Jahr infolge der Milliardenbelastung noch rund 6,6 Milliarden Euro, drei Prozent weniger als in dem von Corona-Folgen belasteten Vorjahr. Die Rückstellungen belasteten den Überschuss den Angaben zufolge mit 2,8 Milliarden Euro.
Für Verluste verantwortlich gemacht
Mehrere Investoren haben die Allianz in den USA wegen Verlusten verklagt, für die sie die Fondstochter AGI verantwortlich machen. Das US-Justizministerium und die Wertpapieraufsicht SEC haben sich in die Angelegenheit eingeschaltet. Allianz hatte die drohenden Belastungen im vergangenen Sommer publik gemacht, aber keine Summe genannt.
Die Vorwürfe laufen darauf hinaus, dass die Fondsmanager die eigenen Richtlinien nicht eingehalten und nicht angemessen auf die Marktentwicklung in der frühen Phase der Corona-Pandemie reagiert hätten. Dies soll wiederum die hohen Verluste der Investoren verursacht haben.
«Die bevorstehenden Vergleichsabschlüsse bilden einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu einer Beendigung aller Verfahren», schrieb Allianz in ihrer Mitteilung. Die Gespräche mit den verbleibenden Klägern, dem US-Justizministerium und der Wertpapieraufsicht SEC dauerten aber noch an.
Sonst glänzende Geschäfte
Ansonsten liefen die Geschäfte des Konzerns im zweiten Corona-Jahr glänzend. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um fast sechs Prozent auf 148,5 Milliarden Euro. Der operative Gewinn legte um fast ein Viertel zu und erreichte mit 13,4 Milliarden Euro einen Rekordwert. Damit übertraf Allianz nicht nur ihre bereits auf 13 Milliarden Euro erhöhte Prognose, sondern auch die durchschnittliche Erwartung von Analysten.
Die Allianz-Aktionäre sollen jedenfalls nicht darben. So soll die Dividende von 9,60 auf 10,80 Euro je Aktie steigen. Außerdem will der Konzern in diesem Jahr bis zu einer Milliarde Euro in den Rückkauf eigener Aktien stecken.
Für das laufende Jahr zeigte sich Finanzvorstand Giulio Terzariol zuversichtlich. So peilt der Vorstand für 2022 einen operativen Gewinn zwischen 12,4 Milliarden und 14,4 Milliarden Euro an. Weitere Belastungen aus dem Rechtsstreit in den USA sind bei dieser Kennzahl wie schon im vergangenen Jahr ausgeklammert.
Im Jahr 2021 warfen alle Geschäftsbereiche von Allianz im Tagesgeschäft mehr ab als im ersten Corona-Jahr 2020. In der Schaden- und Unfallversicherung stieg der operative Gewinn um mehr als 30 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro, nachdem coronabedingte Versicherungsschäden wie Veranstaltungsausfälle 2020 aufs Ergebnis gedrückt hatten.
Flutkatastrophe belastet
Diesmal steckte Allianz auch die verheerenden Zerstörungen durch die Flutkatastrophe weg, die Deutschland und mehrere Nachbarländer im Juli getroffen hatte. Ein Rückgang der Basisschäden und die Auflösung von Schadenreserven hätten die gestiegenen Belastungen durch Naturkatastrophen ausgeglichen, hieß es.
In der Lebens- und Krankenversicherung legte der operative Gewinn um 15 Prozent auf 5 Milliarden Euro zu, nachdem der Konzern ein Jahr zuvor eine Sonderbelastung in den USA verbucht hatte. Aber auch positive Entwicklungen in der deutschen Lebens- und Krankenversicherung trieben das Ergebnis den Angaben zufolge nach oben.
Glänzend lief es auch im Fondsgeschäft der Konzerntöchter Pimco und AGI, wenn man die Milliardenbelastungen durch den laufenden Rechtsstreit ausklammert. So schoben Anleger netto über 110 Milliarden Euro an frischem Geld in die Fonds der beiden Allianz-Gesellschaften. Das für Dritte verwaltete Vermögen wuchs von Ende 2020 bis Ende 2021 um rund 15 Prozent auf fast 1,97 Billionen Euro. Der operative Gewinn der Sparte legte um 22 Prozent auf rund 3,5 Milliarden Euro zu.
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