Eine möglicherweise gefährlichere Coronavirus-Variante als Delta hat am Freitag am deutschen Aktienmarkt die Anleger in die Flucht geschlagen. Der Dax ging auf Talfahrt und sackte um 4,15 Prozent auf 15.257,04 Punkte ab.
Nun ist er nach einem Rekordhoch Mitte November bei knapp unter 16.300 Punkten wieder zurück auf den tiefsten Stand seit Mitte Oktober gesunken. Sein Wochenverlust beträgt 5,6 Prozent. Bereits Ende vergangener Woche hatten die sich zunehmend verschärfende Corona-Lage und Konjunktursorgen für eine Zäsur gesorgt.
Der MDax verlor am Freitag 3,32 Prozent auf 33.849,95 Punkte und auch europaweit und in den USA gaben die Börsen kräftig nach. Der EuroStoxx 50 sackte um 4,74 Prozent auf 4089,58 Punkte ab und auch in Paris und London wurden hohe Verluste verbucht. In den USA gab der Dow Jones Industrial zum Handelsschluss in Europa um 2,8 Prozent nach.
Experten befürchten, dass die im südlichen Afrika aufgetauchte Virus-Variante B.1.1.529 wegen ihrer vielen Mutationen auch den Schutzschild der Impfstoffe leichter durchdringen könnte. Der Mainzer Impfstoffhersteller Biontech analysiert zurzeit die neue Variante und rechnet spätestens in zwei Wochen mit Erkenntnissen. Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC will noch an diesem Freitag eine Einschätzung über die Gefährlichkeit abgeben.
Erste Länder wie Großbritannien und Israel schränkten bereits vorsorglich den Flugverkehr ein, weitere Länder dürften folgen. Deutschland wird Südafrika ab der Nacht zu Samstag zum Virusvariantengebiet erklären. Unterdessen wurde in Belgien bereits bei einem Reisenden die Mutation nachgewiesen.
Sämtliche Branchen in Europa gaben nach, vor allem aber traf es die Reise-, Banken- und Autobranche und damit verbundene Unternehmen. Im Dax brachen die Papiere des Flugzeugbauers Airbus und des Triebwerksherstellers MTU um etwas mehr als 11 Prozent ein. Im MDax sackten die Anteile der Lufthansa um fast 13 Prozent ab und die des Flughafenbetreibers Fraport um 11,5 Prozent.
Dagegen waren solche Aktien gefragt, die als Gewinner der Corona-Pandemie gelten: Online-Werte wie Delivery Hero, Hellofresh und Zalando, der Laborausrüster Sartorius, das Diagnostikunternehmen Qiagen und der Pharmakonzern Merck KGaA waren die einzigen Gewinner im Dax mit Kursaufschlägen zwischen 2,6 und 5,5 Prozent.
K+S büßten knapp 6 Prozent ein. Die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) äußert weiterhin Kritik an der Art und Weise der Rechnungslegung des Düngerkonzerns in bestimmten Zeiträumen. Allerdings sind Wertanpassungen wohl nicht nötig. Analyst Markus Mayer von der Baader Bank hält eine Strafe für K+S für nicht ausgeschlossen.
Die Anteile von Software AG legten an der MDax-Spitze um etwas mehr als 9 Prozent zu. Informierten Kreisen zufolge prüft der Darmstädter Software-Anbieter strategische Optionen, darunter auch den eigenen Verkauf, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete. Compugroup Medical stemmten sich nach der Ankündigung eines Aktienrückkaufs mit 1,6 Prozent Plus gegen den allgemein sehr schwachen Trend.
Angesichts der neuen Virus-Variante profitierte der Euro von der Suche der Anleger nach sicheren Währungen. Die Gemeinschaftswährung stieg deutlich und kostete am frühen Abend 1,1317 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1291 (Donnerstag: 1,1223) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8856 (0,8910) Euro.
Am Anleihemarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,36 Prozent am Vortag auf 0,42 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,35 Prozent auf 145,44 Punkte. Der Bund-Future kletterte am Abend um 0,75 Prozent auf 172,33 Punkte.
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