Ein gutes Geschäft vor allem mit den besonders profitablen Oberklasse-Marken hat den VW-Konzern zum Jahresbeginn durch die angeschlagene Autokonjunktur getragen.
Die Wolfsburger verdienten im ersten Quartal trotz eines insgesamt erheblichen Verkaufsrückgangs fast doppelt so viel wie Anfang 2021.
Neben dem weltweiten Chipmangel belastet auch der Krieg in der Ukraine die Lieferketten, hinzu kommen neue Corona-Lockdowns in China. Bisher stemmt sich Europas größter Autobauer noch erfolgreich gegen die verschiedenen Krisen: Das Ergebnis nach Steuern stieg zwischen Januar und März im Jahresvergleich von 3,4 auf 6,7 Milliarden Euro.
Absicherungsgeschäfte und höhere Preise
Der Dax-Konzern hatte bereits Eckdaten zum Verlauf im Tagesgeschäft vorgelegt, die er nun ergänzte. Vor Zinsen und Steuern sowie Sondereinflüssen aus der Dieselaffäre legte der Betriebsgewinn von 4,8 auf 8,5 Milliarden Euro zu. Verantwortlich dafür waren vor allem Absicherungsgeschäfte, deren Wert angesichts anziehender Rohmaterial- und Energiepreise bilanziell anzog. Aber auch im eigentlichen Geschäft lief es dank höherer Verkaufspreise der teureren Marken gut.
Obwohl die VW-Gruppe aufgrund der Halbleiterkrise gut ein Fünftel weniger Fahrzeuge auslieferte und knapp 12 Prozent weniger Autos fertigte, erhöhte sich der Umsatz leicht um 0,6 Prozent auf 62,7 Milliarden Euro. Eine Rolle spielte dabei allerdings auch die Übernahme des US-Lkw-Herstellers Navistar, der nun in den Zahlen enthalten ist. Die Jahresprognosen bestätigte das Management.
«Beispiellose Herausforderungen»
Mit Blick auf die kommenden Monaten ist die Vorsicht jedoch groß. So könne man die «konkreten Auswirkungen der jüngsten Entwicklungen im Russland-Ukraine-Konflikt oder der Covid-19-Pandemie auf das Geschäft des Konzerns, auf die Weltwirtschaft und das Wachstum der Branche noch nicht abschließend beurteilen», hieß es. Vorstandschef Herbert Diess sprach von «beispiellosen Herausforderungen» für Volkswagen.
In der Versorgung sowohl mit Mikrochips als auch mit verschiedenen Grundressourcen ruckelt es weiter erheblich, seit dem russischen Angriff auf die Ukraine Ende Februar verschärfte sich die Lage noch. Und im wichtigsten Einzelmarkt China führten neue harte Corona-Restriktionen dazu, dass die Bänder bei VW für längere Zeit stillstehen mussten. Es drohen zusätzliche Produktionsstopps.
Außerdem kostet Energie immer mehr. «Die Gefahr für Europa ist schon riesengroß», sagte Diess jüngst bei einer Veranstaltung der «Wolfsburger Allgemeinen Zeitung» und «Wolfsburger Nachrichten». «Die Inflation, die dadurch entsteht, kann Europa destabilisieren.»
Teurere Modelle stützen Konzerngewinn
Die Oberklasse-Töchter und «anhaltende Kostendisziplin» stabilisieren den Konzern, während das Massengeschäft mit der Kernmarke Volkswagen besonders von der schwierigen Geschäftslage betroffen ist. Der Umsatz in der sogenannten Volumengruppe, zu der auch Skoda, Seat und die leichten Nutzfahrzeuge gehören, ging von 27,4 auf 24,4 Milliarden Euro zurück. Vor Sonderfaktoren gelang noch ein Betriebsergebnis von 900 Millionen Euro, nach 1,4 Milliarden Euro Anfang 2021. Die Marke VW Pkw allein rutsche beim Umsatz von 17,6 auf 14,9 Milliarden Euro ab, ihr Ergebnis konnte sie von 490 auf 513 Millionen Euro ausbauen.
Die Markengruppe Premium mit Audi, Bentley und Lamborghini legte beim bereinigten operativen Ergebnis von 1,5 auf 3,5 Milliarden Euro zu, der Umsatz blieb in etwa stabil. Porsche verdiente im laufenden Geschäft mit 1,4 Milliarden Euro ebenfalls mehr (Vorjahresquartal: 1,2 Mrd Euro), der Umsatz stieg von 7,0 auf 7,3 Milliarden Euro. Haupttreiber hierfür seien «höhere Ergebnisbeiträge» gewesen. Der Konzern leitete zuletzt größere Mengen der verfügbaren Chipbestände zu den gewinnstärkeren Marken und in Elektromodelle um. Auch die Verknappung der Automenge treibt die Neu- und Gebrauchtwagenpreise.
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