Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia baut seine Macht bei der Deutschen Wohnen aus. Der Konzern hat noch einmal Aktien an der bisherigen Nummer zwei der Branche einsammeln können und hält nach Ablauf der zweiten Annahmefrist 87,6 Prozent, wie Vonovia am Dienstag mitteilte.
Dem Bochumer Konzern war jüngst die mehrheitliche Übernahme von Deutsche Wohnen im dritten Anlauf geglückt. Damit entsteht ein europäischer Immobilienriese mit rund 568.000 Wohnungen vor allem in Deutschland.
«Wir können jetzt mit vereinten Kräften die großen gesellschaftlichen und sozialen Herausforderungen im Wohnungsmarkt angehen», erklärte Vonovia-Chef Rolf Buch laut einer Mitteilung. Vonovia habe vielfach bewiesen, dass mit der Bewirtschaftung einer größeren Zahl von Wohnungen erhebliche Vorteile erzielt werden könnten, die allen Anteilseignern zugute kämen. «Wir stehen zu unserer Verantwortung, gemeinsam mit der Politik an konkreten Lösungen für bezahlbaren und klimafreundlichen Wohnraum zu arbeiten», betonte er.
Buch hatte 2016 einen ersten Übernahmeversuch gestartet, damals gegen den Willen des Deutsche-Wohnen-Managements. Beim zweiten Anlauf in diesem Jahr konnte er Vorstand und Aufsichtsrat des Berliner Unternehmens an Bord holen, aber nicht genügend Aktionäre. Sie boten zu wenige Aktien an.
Für den dritten Versuch erhöhte Vonovia das Angebot auf 53 Euro je Aktie. Weil Buch auch mehrere Bedingungen für die Offerte fallenließ, hatte es zuletzt keine Zweifel gegeben, dass die Übernahme gelingen würde. Der Hedgefonds Davidson Kempner, der die Übernahme stoppen wollte, musste kleinbeigeben.
Umstritten ist der Deal vor allem in Berlin, wo der Deutschen Wohnen rund 114.000 Wohnungen gehören. Um Kritiker zu besänftigen, hatte Vonovia-Chef Buch unter anderem eine Begrenzung der regulären Mietsteigerungen in der Hauptstadt bis 2026 angekündigt. Außerdem haben Deutsche Wohnen und Vonovia in Berlin 14.750 Wohnungen für fast 2,5 Milliarden Euro an drei landeseigene Gesellschaften verkauft.
Die Tage des Immobilienunternehmens Deutsche Wohnen im Dax sind damit gezählt. Zwar reicht die Übernahme von 87,6 Prozent der Stimmrechte laut dem Experten Luca Thorißen von der Investmentbank Stifel Europe nicht für ein Ausscheiden aus dem deutschen Leitindex noch in der laufenden Woche. Doch sollte der Anteil frei handelbarer Deutsche-Wohnen-Aktien noch vor Ende November unter zehn Prozent sinken, könne es schnell gehen. Sobald es soweit ist, müsste die Aktie zwei volle Handelstage danach aus dem Dax ausscheiden. «Ansonsten dürfte es bis zur Index-Überprüfung der Deutschen Börse im Dezember dauern», sagte Thorißen.
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