Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia verzichtet nach eigenen Angaben wegen hoher Zinsen und Baukosten vorerst auf den Bau Zehntausender neuer Wohnungen. «Bei uns liegen Planungen für insgesamt 60.000 Wohnungen in der Schublade», sagte Vorstandschef Rolf Buch den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwoch). «Wir machen alles fertig bis zum Baurecht. Und hoffen, dass sich Bauen bald wieder lohnt und rechnet. Dann wollen wir sofort wieder bauen.»
Die IG BAU warf Vonovia vor, mit dem Baustopp die Politik unter Druck setzen zu wollen. Diese dürfe sich das nicht gefallen lassen, forderte die Baugewerkschaft. «Es wird höchste Zeit, dass der Bund bei Vonovia einsteigt.» So erhalte der Staat Einfluss auf die Konzernstrategie. «Auch und vor allem in der Krise muss gebaut werden», hieß es weiter. Kurzarbeit oder Entlassungen müssten wegen des Wohnungsmangels vermieden werden.
Aus Sicht von Buch fehlen in Deutschland derzeit mehr als eine Million Wohnungen. «Meine Schätzung ist: Wir brauchen 700.000 Wohnungen im Jahr, auch wegen der zunehmenden Zuwanderung.» Das Problem seien also nicht eine Million Wohnungen, sondern in sehr kurzer Zeit mehrere Millionen Wohnungen, die fehlten.
Früher hätten die Baukosten bei 3000 Euro pro Quadratmeter gelegen, heute seien es 5000 Euro, ergänzte eine Unternehmenssprecherin. «Unsere durchschnittliche Miete im Bestand liegt bei rund 7,50 Euro, bei uns wohnen viele Menschen mit mittleren oder geringen Einkommen. Deshalb achten wir auch bei Neubauten auf bezahlbare Mieten um die 10 bis 12 Euro.» Die hohen Bau- und Finanzierungskosten würden demnach zu einer Miete von 20 Euro pro Quadratmeter im Neubau führen. «Das können sich aber viele Menschen nicht mehr leisten», hieß es.
Ähnliche Beiträge
Weltkriegsbombe nahe Tesla-Werk erfolgreich gesprengt
Bundesregierung will Stromtrassen schneller ausbauen
Handwerkspräsident: Zutrauen zur Ampel-Koalition fehlt