28. Dezember 2024

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VW ringt um Zehn-Milliarden-Euro-Sparprogramm

VW ringt um Zehn-Milliarden-Euro-Sparprogramm

Die Kernmarke Volkswagen wird immer mehr zum Sorgenkind des Konzerns. Ein zehn Milliarden Euro schweres Sparprogramm soll es nun richten. Doch das Ringen dauert länger als geplant.

Der Volkswagen-Konzern drängt angesichts enttäuschender Ergebnisse bei der Kernmarke VW Pkw weiter auf das im Raum stehende Sparprogramm.

Details seien in den Gesprächen mit der Arbeitnehmerseite bislang nicht festgezurrt worden, räumte Finanzchef Arno Antlitz am Donnerstag zur Präsentation der Quartalszahlen ein. Die Notwendigkeit zur Steigerung der Rendite sah er allerdings auch mit den Zahlen zum dritten Quartal belegt.

«Betrachtet man allein die operative Marge im dritten Quartal, dann sollte uns das ein Warnsignal sein», sagte Antlitz in einem Videointerview. «6,2 Prozent Umsatzrendite sind zu wenig, um entschlossen in die Zukunft investieren zu können.» Das gelte umso mehr für die Kernmarke Volkswagen. «Deshalb müssen wir die Situation jetzt rasch verbessern.»

Verzug bei Sparprogramm

Markenchef Thomas Schäfer hatte bereits im Sommer angekündigt, mit einem «Performance Programm» die Kosten um zehn Milliarden Euro senken zu wollen. Doch die Ausgestaltung zieht sich länger als gedacht hin. Ursprünglich sollte das Paket bis Ende Oktober stehen und im November dann verabschiedet werden. Davon rückte der Konzern jetzt ab.

Ein Problem sieht Antlitz darin nicht. «Das ist ein großes und sehr komplexes Programm. Da geht Qualität vor Geschwindigkeit.» Schließlich gehe es um zehn Milliarden Euro. «Eine Verschiebung um ein, zwei Monate sollten uns da keine Sorgen machen.» Bis Ende des Jahres solle das Programm stehen.

Betriebsrat erst im Oktober eingeschaltet

Über die Ausgestaltung wird mit dem Betriebsrat in mehreren Arbeitsgruppen verhandelt. Betriebsratschefin Daniela Cavallo stellte sie zwei klare rote Linien auf: Weder bei der bis 2029 vereinbarten Beschäftigungssicherung noch beim Haustarif dürfe es Abstriche geben.

Einen Bericht der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung», wonach in der Verwaltung bis zu 4000 Stellen wegfallen könnten, hat der Konzern zurückgewiesen. «Es gibt kein pauschales Einsparungsziel über den Verwaltungsbereich hinweg», hieß es.

Wo genau die zehn Milliarden Euro stattdessen erreicht werden sollen, ließ Antlitz weiter offen. Es gehe dabei aber nicht nur um die Marke Volkswagen, sondern um die gesamte Volumengruppe. Es gehe auch darum, die Zusammenarbeit mit den anderen Marken zu verbessern. «Da gibt es großes Potenzial.»

Teilmangel sorgt für Ausfälle

Grund für das schwache Abschneiden der Kernmarke im abgelaufenen Quartal war nicht zuletzt das Hochwasser in Slowenien Anfang August. Weil ein Zulieferer von Zahnkränzen für Verbrennungsmotoren ausfiel, musste VW an mehreren Standorten die Produktion drosseln. 150 000 Fahrzeuge habe man dadurch nicht produzieren können, sagte Antlitz.

«Das wollen wir jetzt natürlich wieder aufholen», fügte er hinzu. Ab kommender Woche soll in allen Werken normal produziert werden. Die Belastung durch den Engpass bezifferte Antlitz auf einen mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag. Betroffen war vor allem die Kernmarke Volkswagen. Das habe die ohnehin schwache Rendite zusätzlich belastet.

Rahmenbedingungen trüben sich ein

Unter dem Strich machte der Konzern im dritten Quartal doppelt so viel Gewinn wie ein Jahr zuvor. Allerdings waren dafür vor allem milliardenschwere Abschreibungen im Vorjahreszeitraum verantwortlich. In den Monaten Juli bis September dieses Jahres lag das Ergebnis nach Steuern bei 4,35 Milliarden Euro. Im Vorjahresquartal hatte das Ende einer Kooperation bei Software rund um autonomes Fahren für eine Belastung von 1,9 Milliarden Euro gesorgt.

Zugleich trübten sich die Rahmenbedingungen für das Tagesgeschäft deutlich ein. «Wie erwartet ist der Wettbewerb härter geworden, die Stimmung am Markt verschlechtert sich. Inflation und Zinsen erschweren die Lage zusätzlich», sagte Antlitz in seiner Videobotschaft.

Hinzu komme, dass nach dem Ende des Chipmangels alle Hersteller wieder mehr Autos bauen könnten. Das erhöhe das Angebot und drücke auf die Preise. Deshalb müsse man die geplanten Effizienzprogramme, die die Kosten senken sollen, nun zügig «finalisieren und rasch die ersten Maßnahmen umsetzen», mahnte Antlitz.