Wer diesen Samstag auf einen Brief oder ein DHL-Paket wartet, muss sich möglicherweise noch länger gedulden. Warnstreiks in den Brief- und Paketzentren hatten schon am Freitag dafür gesorgt, dass Millionen von Paketen und Briefen erst mit Verspätung bearbeitet wurden oder werden. Für Samstag hat die Gewerkschaft Verdi jetzt die Zusteller bundesweit zu ganztägigen Arbeitniederlegungen aufgerufen. Im laufenden Tarifstreit mit der Deutschen Post will Verdi mit den Warnstreiks den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen.
Schon während des bundesweiten Warnstreiks in den Brief- und Paketzentren am Freitag hatte die Post mitgeteilt, dass Briefe und Pakete möglicherweise erst mit einigen Tagen Verzögerung in der ersten Hälfte der kommenden Woche ausgeliefert werden. Von den Warnstreiks am Freitag waren laut Post bundesweit rund 2,3 Millionen Paketsendungen betroffen. Dies entspricht etwa einem Drittel der durchschnittlichen Tagesmenge. Betroffen waren auch rund 13 Millionen Briefsendungen, was etwa ein Viertel der durchschnittlichen Tagesmenge ausmacht.
82 Brief- und 38 Paketzentren
Dem Streikaufruf folgten laut Post rund 16.700 Beschäftigte und damit rund ein Drittel der Freitagsmannschaft. Die Gewerkschaft Verdi gab die Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Warnstreiks seit Donnerstagabend mit 15.000 an. Die Deutsche Post betreibt in Deutschland 82 Briefzentren, 38 Paketzentren sowie zwei internationale Postzentren. Es seien alle Paketzentren und nahezu alle Briefzentren seit Donnerstagabend ganztägig bestreikt worden, sagte ein Verdi-Sprecher in Berlin. Punktuell habe es auch bereits Warnstreiks in der Brief- und Paketzustellung gegeben.
Verdi hatte seine Mitglieder zu den Arbeitsniederlegungen aufgerufen, nachdem es in der zweiten Verhandlungsrunde für die rund 160 000 Tarifbeschäftigten aus Sicht der Gewerkschaft keine Fortschritte gegeben hatte. Die Gewerkschaft verlangt 15 Prozent mehr Geld bei einer Vertragslaufzeit von einem Jahr. Der Post-Vorstand lehnt die Forderung als unrealistisch ab. Die Tarifverhandlungen gehen am 8. und 9. Februar weiter. Die Post hat angekündigt, dann ein Angebot vorlegen zu wollen.
Bisher keine Einigung zwischen den Parteien
«Die Streiks sind ein deutliches Zeichen unserer Mitglieder in Richtung Arbeitgeber», sagte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis laut Mitteilung vom Freitag. Die Arbeitgeber hätten in der zweiten Verhandlungsrunde deutlich gemacht, dass sie nicht bereit seien, die Reallohnverluste auszugleichen. Das sei eine Provokation, auf die die Beschäftigten eine klare Antwort gäben.
Die Post kritisierte die Warnstreiks: «Da wir bereits angekündigt haben, in der dritten Runde ein Angebot vorzulegen, sind Warnstreiks aus unserer Sicht unnötig, da sie letztlich nur zu Lasten unserer Kundinnen und Kunden gehen», sagte ein Sprecher in Bonn.
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