Die Zahl der Privatpleiten in Deutschland ist im vergangenen Jahr wieder gesunken. Nach einem sprunghaften Anstieg im Jahr 2021 verzeichnete die Hamburger Wirtschaftsauskunftei Crif nun 96.321 Fälle privater Insolvenzen. Das waren 11,7 Prozent weniger als im Jahr 2021, das vom Sondereffekt einer Gesetzänderung geprägt war. Für das laufende Jahr rechnen die Experten angesichts der hohen Inflation mit erheblichen Problemen bei einkommensschwachen Haushalten und in der Folge erneut mit bis zu 100.000 Privatinsolvenzen.
Die Wirtschaft befinde sich weiterhin im Krisenmodus, erklärte Crif-Geschäftsführer Frank Schlein am Mittwoch. «Durch die weiter steigenden Kosten ist eine Verschuldungswelle in Deutschland möglich. Wenn die Kosten stark steigen, wird es für Personen, die schon bislang am Existenzminimum leben, schwierig.» Bei vielen seien auch die finanziellen Reserven nach der Corona-Zeit aufgebraucht.
Früher schuldenfrei
2021 hatten sich die Zahlen zum Vorjahr nach zehn Jahren mit zurückgehenden Werten nahezu verdoppelt, weil viele Schuldner die Insolvenzrechtsreform abgewartet haben. Sie hat dazu geführt, dass Verbraucher nach drei statt nach vorher weitgehend üblichen sechs Jahren von ihren Restschulden befreit werden können. Die Verkürzung galt rückwirkend ab 1. Oktober 2020.
Die Fallzahlen aus dem vergangenen Jahr übertreffen aber weiterhin das Vorkrisenniveau aus dem Jahr 2019 um 10,8 Prozent. Im Vergleich zu 2021 gingen sie nun aber in allen Bundesländern zurück. Trotz des bundesweit stärksten Rückgangs um mehr als 23 Prozent blieb Bremen das Bundesland mit den anteilig meisten Privatpleiten. In dem Stadtstaat kamen 188 Privatinsolvenzen auf 100 000 Einwohner. Bei einem Bundesschnitt von 116 Fällen gab es die wenigsten Insolvenzen in Bayern (74), Baden-Württemberg (83) und Thüringen (97).
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