Die spanische Windkrafttochter Siemens Gamesa und Kosten für den Rückzug aus Russland ziehen den Energietechnikkonzern Siemens Energy tiefer in die roten Zahlen. Im dritten Geschäftsquartal – von April bis Juni – häuften sich Verluste von 533 Millionen Euro an, wie das Unternehmen am Montag mitteilte.
Im laufenden Jahr beträgt das Minus nun schon gut eine Milliarde. Zudem senkte das Unternehmen auch seine Erwartungen für das Ergebnis im Gesamtjahr. Der Umsatz blieb im abgelaufenen Quartal dagegen stabil bei 7,3 Milliarden Euro.
Die Probleme bei der Windkrafttochter Siemens Gamesa sorgen nun schon zum fünften Mal in Folge für schlechte Zahlen bei Energy. Das Unternehmen, an dem der Münchner Konzern rund zwei Drittel hält, hatte bereits vergangene Woche tiefrote Zahlen gemeldet. Die Situation sei alles andere als einfach, sagte Konzernchef Christian Bruch. Die Verluste begründete er mit einer schwierigen Marktsituation und «Fehlern in der Vergangenheit».
Neue Geschäftsführung soll Gamesa sanieren
Um die Schwierigkeiten in den Griff zu bekommen, hat Energy vor einigen Monaten die Führung bei Gamesa ausgetauscht. Der vom Mutterkonzern gekommene neue Chef Jochen Eickholt sei dabei zu sanieren – man erwarte nun eine konsequente Umsetzung der Pläne, die auch schmerzhafte Einschnitte beinhalteten.
Zudem will Siemens Energy Gamesa komplett übernehmen und in den Konzern integrieren. Das dafür nötige Angebot werde derzeit von der spanischen Börsenaufsicht geprüft, sagte Finanzchefin Maria Ferraro. Sie erwartet eine Entscheidung in den kommenden Wochen. Insgesamt sei man auf Kurs.
Trotz aller Maßnahmen erwartet Bruch keine schnelle Lösung bei Gamesa. Es werde noch Jahre dauern, bis man bei der Profitabilität da sei, wo man hinwolle.
Zusätzlich litt die sonst solide laufende Sparte Gas and Power im abgelaufenen Quartal unter dem Abbau des Russlandgeschäfts, der einen negativen Sondereffekt von rund 200 Millionen Euro hatte. Der Umbau soll aber bis Jahresende abgeschlossen sein und keine weiteren größeren finanziellen Auswirkungen mehr haben.
Instandhaltung von Nord Stream 1-Turbine weiter möglich
Die Instandhaltung für die Turbinen an der Verdichterstation der Gas-Leitung Nord Stream 1 sei von diesem Abbau aber nicht betroffen, betonte Energy-Chef Christian Bruch. Grundsätzlich könne sie weitergehen – sofern dies gewünscht sei. Der Servicezyklus gehe bis 2024. Man sei aber davon abhängig, dass der Kunde sich melde und sage, dass man etwas machen solle.
Zum Streit über die Turbine mit dem russischen Staatskonzern Gazprom und zu möglichen finanziellen Folgen sagte Bruch, dass er keine vertraglichen Risiken sehe. Man könne klar zeigen, «dass wir alles getan haben, damit wir liefern können».
Unter dem Strich erwartet Siemens Energy für das gesamte Geschäftsjahr, das noch bis Ende September dauert, nun auch einen höheren Verlust. Er werde annähernd um die Höhe der Belastungen aus dem Russlandgeschäft über dem Verlust des Vorjahres liegen. Damals hatte er 560 Millionen Euro betragen.
Positiv entwickelten sich dagegen Auftragseingang- und Bestand. Letzterer stieg auf ein Allzeithoch von 93,4 Milliarden Euro.
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