Die «Wirtschaftsweisen» sehen bedeutsame Risiken für die Entwicklung der Konjunktur in Deutschland. Dazu gehören länger andauernde Lieferengpässe sowie ein erneut stark aufflammendes Pandemiegeschehen im Winter, wie aus dem Jahresgutachten hervorgeht.
Es wird am Mittwoch in Berlin vorgestellt und lag der Deutschen Presse-Agentur vorab vor.
Der Sachverständigenrat will demnach seine Wachstumsprognose für dieses Jahr senken. Die Wirtschaftsleistung werde 2021 um 2,7 Prozent zulegen. Im März hatten die Ökonomen noch mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts um 3,1 Prozent gerechnet. Die Bundesregierung erwartet für 2021 ein Wachstum um 2,6 Prozent. Im vergangenen Jahr war die Wirtschaftsleistung in Deutschland infolge der Pandemie um 4,9 Prozent eingebrochen.
Im Vergleich zum Frühjahr hätten sich die kurzfristigen Aussichten für die weitere Erholung eingetrübt, heißt es im Gutachten. «Insbesondere die weltweiten Liefer- und Kapazitätsengpässe treffen die stark in globale Wertschöpfungsketten eingebundene deutsche Industrie. Steigende Energie-, Rohstoff- sowie Transportkosten belasten die Gewinnspannen der Unternehmen und dürften zumindest teilweise auf die Verbraucherinnen und Verbraucher überwälzt werden.»
Die weitere wirtschaftliche Entwicklung unterliege bedeutenden Risiken, heißt es in dem Gutachten. «Erneute umfassende pandemiebedingte Einschränkungen oder länger anhaltende Liefer- und Kapazitätsengpässe könnten die Erholung stärker beeinträchtigen als in der Prognose unterstellt. Wenn die Engpässe aber schneller überwunden werden, eröffnen sich Chancen, dass die aufgestaute Konsum- und Investitionsnachfrage für einen dynamischeren Aufschwung sorgt.» Für 2022 erwarten die «Wirtschaftsweisen» einen starken Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts um 4,6 Prozent.
Die weltwirtschaftliche Erholung in diesem Jahr sei von einem Anstieg der Rohstoff- und Energiepreise begleitet worden. Dies habe mit zu einem deutlichen Anstieg der Verbraucherpreisinflation geführt. Der Sachverständigenrat erwartet in Deutschland für das Gesamtjahr eine Inflationsrate von 3,1 Prozent und von 2,6 Prozent für das Jahr 2022. Nach Daten des Statistischen Bundesamtes lag die Inflation im September bei 4,1 Prozent.
Allerdings bergen laut Gutachten länger anhaltende Engpässe auf der Angebotsseite, höhere Lohnabschlüsse und steigende Energiepreise das Risiko, dass «eigentlich temporäre Preistreiber» zu anhaltend höheren Inflationsraten führen könnten.
Die Arbeitslosenquote dürfte laut Prognose von 5,9 Prozent im Jahr 2020 auf 5,7 Prozent im Jahr 2021 und 5,1 Prozent im Jahr 2022 fallen. Insbesondere die Pandemie stelle aber ein erhebliches Risiko für die Erholung des Arbeitsmarkts dar, heißt es: «Kommt es erneut zu Einschränkungen, beispielsweise in der Gastronomie, kann der positive Trend deutlich schwächer ausfallen.»
Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung berät die Politik. Die Experten werden umgangssprachlich auch als die «Wirtschaftsweisen» bezeichnet.
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