3. Dezember 2024

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WTO: Deutscher Apfel nicht besser fürs Klima als Importapfel

WTO: Deutscher Apfel nicht besser fürs Klima als Importapfel

Wer viel aus heimischer Produktion kauft, schützt das Klima - meinen viele. Aber Studien der Welthandelsorganisation zeigen: Importieren ist nicht immer schlecht. Der WTO-Chefökonom erklärt.

Ein Apfel aus deutscher Produktion ist nach Studien der Welthandelsorganisation (WTO) nicht immer klimafreundlicher als ein über 18.000 Kilometer transportierter Apfel etwa aus Neuseeland. «Da gibt es ein großes Missverständnis», sagt der deutsche WTO-Chefökonom Ralph Ossa der Deutschen Presse-Agentur.

«Die meisten Menschen meinen, ein regionales Produkt ist unbedingt gut für die Umwelt.» Das stimme nicht immer, wenn die gesamten CO2-Emissionen eines Produkts berücksichtigt würden. «Äpfel im Winter aus Neuseeland sind grüner als Äpfel aus Deutschland, weil die deutschen Äpfel im Kühlhaus gelegen haben und das Energie verbraucht», sagt Ossa.

Die Transportemissionen machten nur einen relativ kleinen Anteil der Gesamtemissionen eines Produkts aus, sagte Ossa. Bei Lebensmitteln seien das im Durchschnitt zehn Prozent. Große Unterschiede gebe es aber bei den Produktionsemissionen. «Wenn ein Gemüse oder Obst in einem anderen Land in Saison ist und bei uns nicht, und es bei uns entweder im geheizten Gewächshaus wächst oder im Kühlhaus gelegen hat, dann sind die Produktionsemissionen von lokal produzierten Gütern oft höher als in dem anderen Land», sagt Ossa. «Es stimmt also überhaupt nicht, dass Importieren immer schlecht ist.»

Bei der Fachgruppe Obstbau in Berlin hieß es, richtig sei, dass die bei der Lagerung heimischer und beim Transport importierter Äpfel entstehenden CO2-Emissionen nur einen Teil der Gesamtemissionen ausmachten, die entstehen, bis der Apfel produziert und beim Verbraucher sei. «Richtig ist aber auch, dass der Anteil des Energieverbrauchs und damit der Emissionen regional erzeugter und gelagerter Äpfel geringer ist als der importierter Äpfel», teilte Geschäftsführer Joerg Hilbers mit. Moderne Lagerung – auch über mehr als sechs Monate- benötige weniger Energie als ein Transport.

Globale CO2-Steuer

Der Welthandel könne bei der Reduktion von klimaschädlichen Emissionen eine Rolle spielen, sagt Ossa. Dafür müsse nicht weniger, sondern anders gehandelt werden. «Der Handel kann ein wichtiger Wirkungsverstärker von Klimapolitik sein», sagt er. Das funktioniere etwa über einen weltweiten CO2-Preis. Gemeint ist damit eine Abgabe auf Emissionen, die bei der Produktion verursacht werden. Nach einer Simulation der WTO mit einer globalen CO2-Steuer von rund 90 Euro pro Tonne CO2 würden die Emissionen sinken. Mehr als ein Drittel der Einsparungen wäre darauf zurückzuführen, dass Produkte aus Ländern importiert würden, die sie besonders grün herstellen können.

CO2-Preise gibt es bislang nur regional, etwa in Europa. In Deutschland soll der CO2-Preis nach den Plänen der Bundesregierung jedes Jahr steigen, 2024 auf 45 Euro pro Tonne. Bei einer globalen Steuer würden braune Produkte – also solche, die hohe Emissionen haben – teurer und weniger gehandelt, grüne Produkte wären billiger, sagt Ossa. Das hätte etwa den Effekt, dass der Bau mit Holz billiger werde als mit Beton. Es würde auch den Welthandel verändern: «Länder würden sich vermehrt auf Produkte spezialisieren, in denen sie relativ emissionsarm produzieren können», sagt Ossa.

Die WTO mit 164 Mitgliedsländern will den nachhaltigen Welthandel mit niedrigen Zöllen und einheitlichen Regeln zum Wohle aller fördern. Sie setzt sich für einen globalen CO2-Preis ein.