Corona-Pandemie und Fahrradboom in Kombination verschärfen zum Beginn der schönen Jahreszeit den Ersatzteilmangel für Zweiräder.
Laut einer Umfrage sind Räder im Norden beliebter als im Süden, und es fahren mehr Männer als Frauen. Befragt wurden 4029 Menschen, die HUK Coburg veröffentlichte die Ergebnisse am Dienstag anlässlich des bevorstehenden «Tag des Fahrrads» am 3. Juni.
Mangel an Ersatzteilen hat Auswirkungen
Manche Ersatzteile werden über Monate nicht erhältlich sein, fürchtet der Verband des deutschen Zweiradhandels. «Die Situation wird dazu führen, dass Kunden teilweise bis in den Sommer hinein ihre Räder nicht werden nutzen können, weil sie keine Ersatzteile dafür bekommen», sagte Tobias Hempelmann, Vorstandsmitglied des in Bielefeld sitzenden Verbands.
Lieferprobleme gibt es demnach insbesondere bei Verschleißteilen wie Bremsbelägen, Ketten, Kettenrädern und Ritzeln für die Gangschaltung. Im vergangenen Jahr waren die Fahrradverkaufszahlen in Deutschland sprunghaft gestiegen.
Als Gründe für den Ersatzteilmangel nennt Hempelmann die weltweit gestiegene Fahrradproduktion, weswegen die Hersteller mehr Teile benötigen. «Außerdem wird mehr Fahrrad gefahren, so dass mehr repariert werden muss. Und der Rohstoffmangel trägt auch noch dazu bei, und treibt die Preise.» Andere Fachleute haben in den vergangenen Monaten zudem darauf verwiesen, dass die Fahrradbranche wie andere Wirtschaftszweige auch unter den durch die Pandemie verursachten Störungen des Wirtschaftslebens leidet. Ein großer Prozentsatz der Fahrradteile und auch viele Rahmen werden in Ostasien gefertigt.
2020 war Boom-Jahr
Der Absatz von Fahrrädern steigt in Deutschland seit Jahren, im ersten Coronajahr 2020 war die Nachfrage besonders hoch. Insgesamt wurden nach Zahlen des Zweirad-Industrieverbands über fünf Millionen Fahrräder verkauft, das war im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg von fast 17 Prozent; darunter waren bereits knapp zwei Millionen E-Bikes. Lieferschwierigkeiten bei Fahrradteilen gab es schon im vergangenen Jahr, doch hat sich das Problem offensichtlich mittlerweile verschärft. Insgesamt gibt es nach Schätzung der Industrie in Deutschland inklusive Elektrorädern mittlerweile 79 Millionen Fahrräder, fast so viele wie Einwohner.
Ein Ende des Teilemangels ist nach Einschätzung des Fahrradhandelsverbands vorerst nicht in Sicht. «Der Mangel tut dem Handel weh, aber noch viel mehr dem Endverbraucher», sagte Hempelmamn. «In den nächsten vier bis sechs Wochen wird das noch so richtig kommen, denn bisher haben wir noch kein gutes Wetter gehabt, so dass die Saison verspätet startet.» Mit einer Entspannung rechnet Hempelmann im Herbst.
Radfahren im Norden beliebter
Dabei ist die Liebe zum Fahrrad im flachen Norden Deutschlands offensichtlich größer als im hügeligen Süden. Laut der von der HUK Coburg veröffentlichten Yougov-Umfrage sagten bundesweit 29 Prozent, dass für sie das Fahrrad ideales Verkehrsmittel sei – 30 Prozent Männer und 28 Prozent Frauen.
Beide Geschlechter betrachtet, lag Bremen mit 45 Prozent an der Spitze, an letzter Stelle das Saarland mit 19 Prozent. Abgesehen von Bremen ist das Fahrrad auch in mehreren anderen norddeutschen Bundesländern überdurchschnittlich populär: Auf den Plätzen zwei bis vier lagen Niedersachsen mit 38 Prozent sowie Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern mit jeweils 37 Prozent. Aus dem Rahmen fällt das ebenfalls im Flachland liegende Berlin, wo Fahrräder ebenfalls nur für durchschnittliche 29 Prozent ideales Verkehrsmittel sind.
Als erstes süddeutsches Bundesland liegt Bayern auf Platz neun mit 29 Prozent exakt im Bundesdurchschnitt. Nach den Gründen für die regional unterschiedlichen Präferenzen fragten die Demoskopen nicht. So bleibt unklar, welche Rolle flaches oder hügeliges Gelände oder unterschiedlich gute Fahrrad-Infrastruktur spielt.
Gefragt wurden die Teilnehmer jedoch, ob sie sich Bau und Ausbau neuer Fahrradwege wünschen. In dieser Hinsicht scheinen die Berliner eher desinteressiert, sie lagen mit 23 Prozent an bundesweit letzter Stelle. Spitzenreiter war Mecklenburg-Vorpommern mit 38 Prozent, gefolgt von Sachsen-Anhalt (34) und Sachsen (33).
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