Die coronabedingten Ladenschließungen vor und nach Weihnachten treffen die deutsche Möbelindustrie hart. «Es ist einfach so, dass die Menschen in dieser Zeit mehr zuhause sind und sich stärker mit dem Thema Wohnen und Einrichten beschäftigen.
Insbesondere die Tage rund um Weihnachten sind deshalb extrem umsatzstarke Tage im Möbelhandel und die fallen in diesem Jahr weg», sagte Jan Kurth, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie (VDM), im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Es sei ungewiss, ob die Branche diese Umsatzverluste noch aufholen könne, wenn vielleicht Mitte oder Ende Januar die Geschäfte wieder öffnen dürften.
Trotz der aktuellen Schwierigkeiten blickt die Möbelindustrie aber mit einem gewissen Optimismus im die Zukunft. «Die Stimmung in der Branche ist nicht schlecht», sagte Kurth. «Das Thema Wohnen und Einrichten hat bei den Verbrauchern in der Pandemie an Bedeutung gewonnen. Und viel spricht dafür, dass das auch über Corona hinaus so bleibt.» Das eigene Zuhause werde mehr als früher als Rückzugsort geschätzt und behaglicher gemacht. «Auch das Thema Homeoffice wird sicher die nächsten Jahre bleiben. Da gibt es viel Bedarf in den eigenen vier Wänden etwas zu tun», sagte Kurth.
Nach einer Branchenumfrage des Verbandes rechnet rund die Hälfte der Unternehmen mit leichten Umsatzsteigerungen im kommenden Jahr. Dabei verlief schon das Corona-Jahr 2020 für die Branche längst nicht so schlecht wie anfangs befürchtet. «Es war einen klassische V-Kurve – erst ging es steil bergab und dann genauso steil wieder bergauf», sagte Kurth. In der Summe werde die Branche in diesem Jahr wohl Umsatzeinbußen im niedrigen einstelligen Prozentbereich verkraften müssen. Doch die Auftragseingänge hätten 2020 sogar über Vorjahresniveau gelegen.
«Alles was mit Wohnen zu tun hat – einschließlich der Küchen – ist gut gelaufen. Alles was eher in den professionellen Bereich und in den Investitionsbereich fällt wie Hotelausstattung oder Büromöbel hat stärker gelitten», sagte der Hauptgeschäftsführer.
Die Möbelbranche habe nicht nur von der gewachsenen Bedeutung der eigenen vier Wände in der Corona-Krise profitiert. Geholfen hätten ihr auch die Budgetverschiebungen bei den Verbrauchern, die weniger für Urlaub und Gastronomie ausgegeben hätten. «Das Wohnen ist das neue Reisen», sagte Kurth. Und auch die Mehrwertsteuersenkung habe sich positiv ausgewirkt. Schließlich gehe es beim Möbelkauf oft um höhere Beträge. Wer 10.000 Euro in eine neue Küche investiere, spare durch die befristete Steuersenkung leicht ein paar hundert Euro.
Aktuell sind die Lieferzeiten in der Möbelbranche Kurth zufolge zwei bis drei Wochen länger als vor einem Jahr. Viele Unternehmen hätten Auftragsbestände, die noch bis ins frühe Frühjahr reichen, und hofften mit diesem Auftragspolster halbwegs durch den Shutdown zu kommen.
Stark gelitten unter der Corona-Krise haben allerdings die Exporte der deutschen Möbelindustrie. Hier waren die Einbußen deutlich größer als im Inland. «Die Bremsspuren in den Ökonomien und im Verbraucherverhalten in den anderen europäischen Ländern waren häufig deutlich stärker als in Deutschland», sagte Kurth. Es werde ein bisschen dauern, bis das aufgeholt sei.
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