Mit dem erhofften konjunkturellen Aufschwung dürfte nach Einschätzung von Experten 2026 auch die Zahl der Börsengänge in Europa steigen. Nach dem Rückgang im zu Ende gehenden Jahr sei der Ausblick «vorsichtig optimistisch», sagt Martin Steinbach, Partner bei der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. In Europa gebe es einen «signifikanten Rückstau an Unternehmen, die auf das richtige Zeitfenster für einen Börsengang warten».
Im Jahr 2025 zählte EY weltweit 1.259 Börsengänge (Initial Public Offering/IPO) und damit etwas mehr als ein Jahr zuvor (1.240). Dabei spielten die Unternehmen 163,3 Milliarden Dollar (gut 140 Mrd Euro) ein und damit fast ein Drittel mehr als ein Jahr zuvor (123,4 Mrd Dollar).
In Europa sank die Zahl der Erstnotizen binnen Jahresfrist um fast ein Viertel von 131 auf 100. «Nach einem guten Jahresstart bremsten die Unsicherheiten rund um Veränderungen in der US-Zollpolitik und geopolitische Spannungen die IPO-Aktivität», erklärt EY. Das zweite Halbjahr konnte dies nicht ausgleichen.
EY: Deutschland schöpft Potenzial nicht aus
Der deutsche Kapitalmarkt kam der Übersicht zufolge im laufenden Jahr auf sieben Neuzugänge – einer weniger als 2024. Immerhin: Drei der deutschen Börsenneulinge zählen zu den fünf größten europäischen Börsengängen im laufenden Jahr: der Prothesenhersteller Ottobock, Deutschlands größter Marineschiffbauer TKMS und der Autozulieferer Aumovio. Mit einem Emissionserlös von etwa 800 Millionen Euro war Ottobock der größte Börsengang in Deutschland seit der Parfümeriekette Douglas 2024.
Allerdings sagten 2025 auch etliche deutsche Kandidaten ihre Börsenpläne ab: der Arzneimittelhersteller Stada, das Medizintechnologieunternehmen Brainlab und der Autoersatzteilhändler Autodoc.
Für 2026 sieht EY-Experte Steinbach in Deutschland Potenzial für bis zu zehn Börsengänge. Auch weltweit sei die «Pipeline weiterhin gut gefüllt».
