Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben erneut verschnupft auf steigende Anleiherenditen und den Ausverkauf bei Technologiewerten reagiert.
Der Dax fiel zeitweise unter 14.000 Zähler, berappelte sich aber im späten Handel nach einer freundlichen Eröffnung an der Wall Street.
Letztlich büßte der deutsche Leitindex 0,17 Prozent auf 14.056,34 Punkte ein. Am Vortag hatte der Leitindex noch ein Rekordhoch mit fast 14.200 Zählern erreicht. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen verlor am Donnerstag 0,80 Prozent auf 31.309,21 Punkte.
Die anderen wichtigen europäischen Aktienmärkte verbuchten überwiegend moderate Verluste. Der EuroStoxx sank um 0,21 Prozent und der Pariser Cac 40 stagnierte auf Vortagesniveau. Für den Londoner FTSE 100 ging es um 0,37 Prozent abwärts. Der New Yorker Dow Jones Industrial notierte zuletzt 0,17 Prozent im Plus.
Trotz zuletzt beschwichtigender Worte von Fed-Chef Jerome Powell, dass eine Straffung der Geldpolitik noch lange nicht anstehe, seien die Märkte bislang nicht in der Lage, die Befürchtungen um steigende Anleiherenditen abzuschütteln, sagte Analystin Sophie Griffiths vom Broker Oanda. Eine Rendite von 1,5 Prozent sei noch nicht viel verglichen mit dem Niveau vor der Pandemie.
Sorgen bereite aber das Tempo des Anstiegs, so Griffiths. Am Donnerstag stieg die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen deutlich auf 1,47 Prozent. Anleihen werden bei steigenden Zinsen zu einer Alternative für Anleger. Geld aus dem Aktienmarkt könnte dann abfließen.
Insgesamt setzte sich der jüngste Trend fort: Hoch bewertete Aktien und Krisengewinner wurden verkauft, erneut zu sehen an den Kursen von Shop Apotheke, Hellofresh oder Westwing. Vertreter der «Old Economy» und Profiteure von Öffnungsstrategien nach den Lockdowns wurden eher gekauft.
Volkswagen kletterten auf den höchsten Stand seit Anfang 2018 und gehörten mit plus 2,1 Prozent zu den besten Dax-Werten. RWE stiegen an der Dax-Spitze um 2,5 Prozent. Die Titel des Versorgers profitierten von einer Kaufempfehlung von Societe Generale. Am Dax-Ende waren mit minus 6,5 Prozent die Papiere des Chipkonzerns Infineon im Einklang mit dem schwachen Technologiesektor.
Ansonsten bestimmte die Berichtssaison das Geschehen mit Zahlen des Pharma- und Chemiekonzerns Merck KGaA, des Immobilienkonzerns Vonovia und des Konsumgüterherstellers Henkel aus dem Dax. Merck schwankten stark im Handelsverlauf, endeten mit plus 0,2 Prozent aber unspektakulär. Die Darmstädter hätten die Erwartungen erfüllt, so der Tenor. Vonovia und Henkel stiegen um 0,9 beziehungsweise 1,7 Prozent.
Sehr schwach mit minus 7,3 Prozent waren im MDax die Anteile des Medienkonzerns ProSiebenSat.1 nach einem enttäuschenden Ausblick. Dagegen ging es für die Papiere des Anlagenbauers Gea nach Zahlen und einer mittelfristig optimistischeren Prognose um 1,8 Prozent hoch. Die Geschäftszahlen des Energiekonzerns Uniper honorierten de Anleger mit plus 2,3 Prozent. Im SDax sackten Global Fashion Group nach der Platzierung einer Wandelanleihe um 12,6 Prozent ab.
Der Euro kostete zuletzt 1,2038 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,2034 Dollar festgesetzt.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,37 Prozent am Vortag auf minus 0,35 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,13 Prozent auf 144,68 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,17 Prozent auf 174,22 Punkte.
Ähnliche Beiträge
Die Bahn braucht Milliarden – Wo soll das Geld herkommen?
Weltkriegsbombe nahe Tesla-Werk erfolgreich gesprengt
Bundesregierung will Stromtrassen schneller ausbauen